Im Zentrum meiner wissenschaftlichen Arbeit steht die Geschichte der Kindheit.
Dabei wird erforscht, was Kindheit in historisch früherer Zeit kennzeichnete, insbesondere die emotionalen Aspekte der Kindheit und die historischen Formen der Eltern-Kind-Beziehungen. Über dieses Gebiet habe ich meine Dissertation „Kindheit und Autobiographie“ von 1998 geschrieben. Ich gehe davon aus, daß sich im Laufe der Zeit emotional zugewandtere Formen der Eltern-Kind-Beziehung entwickelt haben. Methodologisch arbeite ich mit interpretativen Methoden, die vorwiegend auf tiefenpsychologischen und psychoanalytischen Theorien beruhen.
Das mystische Erleben von Religionsvirtuosen steht im Vordergrund von „Kindheit und Mystik im Mittelalter“ (2002). Die Mystikerinnen und Mystiker zeigen Phantasien, die sexuellen Mißbrauch als den zentralen Aspekt ihrer Kindheit vermuten lassen.
Das weltweit verbreitete stramme Wickeln wird untersucht in „Gefesselte Kinder“ (2011). Spätestens seit der griechischen Bronzezeit ist diese Praxis dokumentiert. Wickeln war mit Aberglauben und dämonischen Überzeugungen vom Kind verknüpft. Auch heute gibt es Formen dieses Umgangs mit Babys (Pucken).
Die Psychologie der Kunst und ihre emotionalen Grundlagen beschäftigen mich bereits seit meiner Dissertation. In „Der steinerne Blick“ von 2008 (zusammen mit dem Mediaevisten Peter Dinzelbacher) zeige ich emotionale Gesichtspunkte der romanischen Bauplastik auf. Die starrenden Köpfe am Kirchenbau verweisen auf eine beunruhigende Form des religiösen Erlebens.
In „Symbol Plazenta“ (2016) steht die künstlerische Symbolisierung des Urobjekts Plazenta im Vordergrund.
In mehreren Veröffentlichungen beschäftige ich mich mit der altsteinzeitlichen Kunst, so etwa in „Paleolithic Art“ (2024). Die psychoemotionalen und pränatalen Wurzeln dieser faszinierenden Bilder stehen im Vordergrund.
Kinderzeichnungen sind das Thema meines aktuellen Buchprojekts „Die Plazenta in Kinderzeichnungen( (2024, im Druck). Darin zeige ich, wie eine frühe Schicht des Unbewußten mit pränatalen Erfahrungen zusammenhängt. Diese Schicht beeinflußt spätere Bilder. Einer meiner kindlichen Patienten, der unmittelbar nach der Geburt seines Geschwisters Symptome entwickelte, zeichnete überaus ausdruckskräftig. Sein erstes Objekt, seine Plazenta, wird in diesen Zeichnungen erkennbar. Es geht bei dieser Einzelfalluntersuchung um zahlreiche Bilder, den biographischen Bezug und die genau dokumentierte Einbettung der Bildentstehung in einen therapeutischen Kontext.
Änderungsdatum: